Allerheiligen 2024
Franz Schubert (1797-1828) – Messe in C-Dur
Schubert komponierte insgesamt sechs lateinische Messen und darüber hinaus seine berühmte Deutsche Messe. Von diesen sechs lateinischen Messen schuf er die ersten vier zwischen 1814 und 1816 – also im Alter zwischen 17 und 19 Jahren – für seine Heimatgemeinde, die Lichtenthaler Pfarrkirche, die heute auch Schubertkirche genannt wird.
Die erste Messe erklang zum einhundertjährigen Jubiläum der Lichtenthaler Kirche. Die hier beschriebene C-Dur-Messe ist die letzte der vier "heimatlichen" Messen. Bei allen vier dieser Messen war Therese Grob die Sopran-Solistin, gleichfalls aus Lichtenthal, knapp zwei Jahre jünger als Schubert und quasi ein Nachbarskind. Es wird vermutet, dass sie auch Schuberts Jugendliebe war, tatsächliche Belege hierfür gibt es jedoch nicht.
Die Originalfassung orchestrierte Schubert für das sogenannte Wiener oder auch Salzburger Kirchentrio, also zwei Violinstimmen und eine Bassgruppe aus Orgel, Cello und Kontrabass. In dieser Form erklang die Messe auch in der Abteikirche. Für eine erneute Aufführung der Messe im Jahr 1825 erweiterte Schubert das Orchester deutlich um zwei Oboen oder Klarinetten, zwei Trompeten sowie Pauken. Hierüber berichtete der Dichter Ignaz Franz Castelli nach Dresden:
In der Pfarrkirche zu St. Ulrich am sogenannten Platzl ist eine neue Missa solemnis von der Composition unsers beliebten Lieder-Componisten Schubert zum Feste Maria Geburt aufgeführt worden und hat den Beweis geliefert, daß der junge Mann auch im strengen Kirchensatze große Kenntnisse besitze. Innerer Gehalt und Wirkung sind bedeutend.
Dafür schuf Schubert auch ein alternatives, vom Chor gesungenes "Benedictus" gegenüber dem sehr anspruchsvollen Sopran-Solo der Originalfassung: Offenbar war eine Solistin von Therese Grobs Qualität nicht verfügbar. Auch dieses Benedictus sang der Abteichor in der Allerheiligen-Festmesse, allerdings mit neuem Text: O quam bonus et suavis est, Domine, Spiritus tuus in nobis. – O wie gut und wohltuend, Herr, ist dein Geist in uns.
Die C-Dur-Messe ist die einzige Messkomposition, die zu Schuberts Lebzeiten auch gedruckt wurde. 1825 verkaufte er die Messe sowie einige kleinere kirchenmusikalische Werke an Anton Diabelli zum Druck.
Johann Sebastian Bach (1685-1750) – Schlusschor der Kantate BWV 207
Ergänzend zur Schubert-Messe sang der Abteichor auch den Schlusschor aus Bachs Kantate 207 gemäß dem Bach-Werke-Verzeichnis (BWV). Es handelt sich hierbei um eine weltliche Kantate Bachs zur Einführung eines Professors mit dem Namen Gottlieb Kortte an der Universität Leipzig. Bach selbst verwendete die Musik noch für eine weitere Kantate zum Namenstag des sächsischen Kurfürsten Friedrich August III, des Sohnes von August dem Starken (BWV 207a). Und so passt es durchaus zu Bachs eigener Praxis, dass dieser Schlusschor in der Abteikirche mit dem geistlichen Text erklang "Lob und Preis dem Herrn".