Ostern 2023
Valentin Rathgeber (1682–1750) - Missa in F-Dur (Opus 1, Nr. 1)
Die Lebensdaten des Barockkomponisten Johann Valentin Rathgeber decken sich sehr weitgehend mit denen von Johann Sebastian Bach: Rathgeber war fast genau drei Jahre älter als Bach und starb knapp zwei Monate vor ihm.
Rathgeber wurde in dem kleinen Ort Oberelsbach am Osthang der Rhön geboren. Er studierte an der Universität Würzburg, und zwar zunächst die Fächer Rhetorik, Mathematik und Rechtswissenschaften; die Theologie kam erst später hinzu. Seine erste Arbeitsstelle trat Rathgeber als Lehrer und Organist am Juliusspital in Würzburg an. Anschließend wechselte er 1707 als Kammerdiener und Organist in die Dienste des Abtes des Klosters Banz. Erst danach trat er auch in den Benediktinerorden ein und wurde 1711 zum Priester geweiht.
Rathgebers musikalisches Wirken beschränkte sich durchaus nicht auf das heimatliche Kloster: Seit 1721 wurden seine Werke in Augsburg verlegt und standen damit der Öffentlichkeit zur Verfügung. Und er beschränkte sich auch nicht auf geistliche Musik: So veröffentlichte er in drei Bänden unter dem Titel Ohren-vergnügendes und Gemüth-ergötzendes Tafel-Confect weltliche Lieder, die heute unter der Bezeichnung Augsburger Tafel-Confect bekannt sind und die – anders als sogenannte Tafelmusiken – nicht zum Hauptgang, sondern ausdrücklich zum Nachtisch vorgetragen oder gemeinsam musiziert werden sollten.
Von 1729 bis 1738 unternahm Rathgeber eine Studien- und vielleicht auch Werbe-Reise, die ihn ins Rheinland bis nach Köln, nach Süddeutschland, die Schweiz und bis nach Ungarn führte. Die Wissenschaft streitet heute darüber, ob er diese Reise mit oder ohne Genehmigung seines Abtes unternommen hat. Einerseits musste er seine Gelübde nach Rückkehr in das Heimatkloster erneuern. Aber wenn er andererseits ohne Erlaubnis unterwegs gewesen wäre, hätten andere Benediktinerklöster ihn eigentlich nicht beherbergen dürfen, was sie jedoch taten und was durch musikalische Widmungen auch belegt ist und &oiuml;ffentlich wurde.
- Die Stiftung Juliusspital in Würzburg wurde 1579 durch den damaligen Würzburger Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn als Kranken- und Armenanstalt gegründet und besteht mit unterschiedlichen Einrichtungen noch heute. Ausgestattet durch die damaligen Stiftungsgüter verfügt es heute außer Krankenhaus und Seniorenstift auch über ein Restaurant, Weinstube, Weinverkauf und insbesondere das zweitgrößte Weingut Deutschlands.
- Das um 1070 gegründete Kloster Banz liegt rund 40 km nördlich von Bamberg. Wesentliche Teile des Klosters wurden zu Rathgebers Zeit neu errichtet und stellen einen architektonischen und kunsthistorischen Höhepunkt des süddeutschen Barocks dar. Über Kunstliebhaber hinaus ist das Kloster Banz heutzutage auch politisch Interessierten als Tagungsstätte der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung ein Begriff.
Weitere Chorwerke in der Ostermesse über die Rathgeber-Messe hinaus:
- eine Vertonung des 117. Psalms – Laudate Jehovam, omnes gentes – von G. Ph. Telemann (1681–1767)
- das Halleluja von G. F. Händel (1685–1759)